Todessehnsucht am Morgen
Neuübersetzung von Yukio Mishima: Warum findet die neue Rechte Gefallen an dem exzentrischem japanischen Autor, der als homosexuell galt?
Nationalismus, Globalisierungskritik, Todessehnsucht – alles Themen, die Anklang finden auch bei europäischen Rechtsextremen. Die entdecken denn auch Mishima seit einiger Zeit wieder für sich. Im rechten Online-Shop „Phalanx“ werden T-Shirts mit Mishima-Porträt angeboten und Poster, „die in keinem neurechten Haushalt fehlen dürfen“. „You only die once“ steht darauf, und in der Beschreibung: „Such dir gut aus wofür.“
Auch Martin Sellner, lange Zeit Sprecher der Identitären Bewegung Österreichs, outete sich als Fan. „Mishima und Todessehnsucht am Morgen“, postete er so einmal auf dem damals noch Twitter heißenden Portal X.
Im Nachwort zu „Der Held der See“ wird die wachsende Popularität Mishimas unter Rechtsextremen immerhin angesprochen. Die Strategie bestehe darin, rechtspopulistische Positionen mithilfe einer literarischen Ikone wie Mishima salonfähig zu machen, schreibt die Übersetzerin Ursula Gräfe. Ein Schicksal, das der Japaner mit Friedrich Nietzsche teile, der von einer rechtspopulistischen Szene als „vermeintlicher“ ideologischer Vordenker „instrumentalisiert“ werde.
Alles also nur ein Missverständnis? Mishima sprach sich für den Einklang von Kunst und Tat aus, für die Harmonie zwischen Feder und Schwert, die auch für Ernst Jünger so wichtig war.
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Man muss trennen zwischen Autor und Werk – aber was, wenn der Autor selbst auf diese Trennung gar keinen großen Wert zu legen scheint? Immerhin hat Mishima nicht nur seine Vergangenheit, sondern auch Aspekte seiner Zukunft literarisch verarbeitet.
Zwar ist es in „Patriotismus“, einer Erzählung von 1961, ein Ehepaar, das gemeinsam rituellen Selbstmord begeht, doch der Grund ist ein ähnlicher: der Putschversuch japanischer Streitkräfte im Jahr 1936. Als 1970 keine rebellischen Militärs in Sicht waren, putschte Mishima eben selbst. Nur das Sterben geriet nicht ganz so leicht wie in der Literatur. Es brauchte mehrere Anläufe, bis es Mishimas Gehilfen endlich schafften, ihm dem Kopf vom Rumpf abzutrennen.
https://taz.de/Romane-und-Essays-von-Yukio-Mishima/!6052780/ #
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literatur schade dass Kurosawa nicht mehr lebt, dit wär nen schöner Streifen geworden ^^ Statt den Katzenbabys hätt ich wohl Ferkel genommen, die kann man wenigstens noch verspeisen